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NS-Medizinverbrechen im heutigen Rhein-Sieg-Kreis - Vortragsreihe gestartet
Pressemitteilung von Donnerstag, 12. Juli 2018, Rhein-Sieg-Kreis
NS-Medizinverbrechen im ehemaligen Siegkreis und Landkreis Bonn? Seit dem Herbst vergangenen Jahres wagt sich der Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland und der Universität Bonn als Projektpartner an die Aufarbeitung der NS-Medizinverbrechen im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises. Damit ist er der erste Landkreis in Deutschland überhaupt, der sich dieser Verantwortung stellt und seine Erbgesundheitsakten aufarbeiten lässt.
Anlass für den renommierten Geschichtswissenschaftler Prof. Götz Aly die begleitende Vortragsreihe im Stadtmuseum Siegburg mit seinen Ausführungen zu eröffnen. "Wir nehmen uns hier eines ganz wichtigen Themas an. Denn so können wir versuchen – auch wenn uns die Konfrontation schwer fällt – den Opfern ein Stück ihrer Würde wiederzugeben", so Notburga Kunert, stellvertretende Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises. "Die Ausführungen von Götz Aly waren sehr erkenntnisreich, weiterführend und auch für den Fortgang unseres Projektes wertvoll aufwühlend", resümierte Thomas Wagner, Kultur- und Archivdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, der die Aufarbeitungsarbeit maßgeblich fördert. Die schonungslose Analyse der Verbrechen, die auch im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises begangen wurden, habe sehr betroffen gemacht, zeigte sich Thomas Wagner berührt.
An den Vortrag von Götz Aly schließen sich bis März 2019 unter der Überschrift "‘Euthanasie‘, Zwangssterilisationen, Humanexperimente–NS-Medizinverbrechen im heutigen Rhein-Sieg-Kreis" vier weitere Referenten an. Am Mittwoch, 5. September 2018, wird PD Dr. Ralf Forsbach mit einer Gesamtschau der NS-Medizinverbrechen im Westen ein weiteres Themenfeld angehen. Am 14. November 2018 nimmt dann Dr. Helmut Rönz den Widerstand gegen die NS-Medizinverbrechen im Rheinland in den Blick. Prof. Michael Kißener aus Mainz spricht am 23. Januar 2019 über "NS-Medizinverbrechen im deutschen Südwesten – Erträge und Desiderate der Forschung" und Dr. Thomas Roth stellt schließlich am 20. März 2019 die Strukturen, Behörden und Parteiinstanzen des "Rhein-Sieg-Kreises" im Nationalsozialismus vor.
Ziel des bundesweit ersten flächendeckenden Forschungsvorhabens auf Kreisebene ist eine wissenschaftliche Lokalstudie vorzulegen. Dafür werden zahlreiche Archivalien in unterschiedlichen Archiven ausgewertet, Zeitzeugen befragt und eine Publikation vorbereitet. Ganz konkret wird nach Taten sowie Täterinnen und Tätern, vor allem aber nach vom Unrecht Betroffenen und deren Schicksalen gefragt. Dabei stehen zwangsweise Sterilisationen von Kranken und die Ermordung von psychisch Kranken und geistig Behinderten unter anderem in der Tötungsanstalt Hadamar/Lahn im Vordergrund.
Die weiteren Veranstaltungen der Vortragsreihe auf einen Blick:
Mittwoch, 5. September 2018, 19.30 Uhr
PD Dr. Ralf FORSBACH (Siegburg)
NS-Medizinverbrechen im Westen
Mittwoch, 14. November 2018, 19.30 Uhr
Dr. Helmut RÖNZ (Bonn)
Widerstand gegen NS-Medizinverbrechen im Rheinland
Mittwoch, 23. Januar 2019, 19.30 Uhr
Prof. Dr. Michael KIßENER (Mainz)
NS-Medizinverbrechen im deutschen Südwesten – Erträge und Desiderate der Forschung
Mittwoch, 20. März 2919, 19.30 Uhr
Dr. Thomas Roth (Köln)
Der "Rhein-Sieg-Kreis" im Nationalsozialismus – Strukturen, Behörden und Parteiinstanzen" (AT)